Politik

Lage weiter explosiv Israel warnt Libanon und Hamas

Die Baumfällaktion geht weiter: Nahe des libanesischen Dorfes Adeysseh reißt ein Bulldozer Bäume und Sträucher aus.

Die Baumfällaktion geht weiter: Nahe des libanesischen Dorfes Adeysseh reißt ein Bulldozer Bäume und Sträucher aus.

(Foto: dpa)

Nach dem blutigen Feuergefecht zwischen Israel und dem Libanon bleibt die Lage im Grenzgebiet gespannt. Israels Regierungschef Netanjahu warnt unmissverständlich: Sein Land werde auf Angriffe mit Gewalt antworten. Internationale Beobachtertruppen können die Situation zunächst beruhigen, obwohl Israels Armee weiter Bäume an der Grenze ausreißt.

Einen Tag nach dem schweren Feuergefecht an der israelisch-libanesischen Grenze mit vier Toten ist es dort zu neuen Spannungen gekommen. Die libanesische Armee reagierte aufgeschreckt, als israelische Bulldozer an der Grenze auffuhren. Nach Vermittlung der internationalen Beobachtertruppe UNIFIL konnten die israelischen Soldaten jedoch ungehindert Bäume und Gestrüpp im Grenzgebiet entfernen. Am Dienstag hatten sich an einem solchen Einsatz schwere Kämpfe entzündet, bei denen zwei libanesische Soldaten, ein libanesischer Journalist sowie ein israelischer Reserveoffizier getötet wurden.

Gewalt auf Gewalt

Die UN-Truppe bemüht sich um Vermittlung, damit die Fäll-Aktion nicht wieder Kämpfe auslöst.

Die UN-Truppe bemüht sich um Vermittlung, damit die Fäll-Aktion nicht wieder Kämpfe auslöst.

(Foto: REUTERS)

Israel hat den Libanon und die Hamas vor neuen Angriffen gewarnt. Sein Land werde darauf mit Gewalt reagieren, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der Libanon und die radikal-islamische Hamas seien für den Grenzzwischenfall am Dienstag und einen Raketenangriff von Montag verantwortlich. "Unsere Politik ist unmissverständlich: Israel wird weiter mit Gewalt auf Angriffe gegen seine Bürger und Soldaten antworten", sagte der Regierungschef. Am Montag war eine vermutlich aus Ägypten abgefeuerte Raketensalve in Israel und Jordanien eingeschlagen. Dabei war in Jordanien ein Mensch getötet worden.

Israel entfernt regelmäßig Bäume und Gestrüpp in der Grenzzone zu dem feindlichen Nachbarland, um für bessere Sicht zu sorgen. Damit sollen auch mögliche Entführungen israelischer Soldaten durch libanesische Milizen verhindert werden. Der Zwischenfall am Dienstag, bei dem die Israelis auch Kampfhubschrauber, Panzer und Artillerie eingesetzt hatten, war der schwerwiegendste seit dem Libanonkrieg im Sommer 2006.

UN bestätigen israelische Darstellung

Trauer in Libanon: Die Mutter von Sergeant Robert Ashi, Nada, weint um ihren Sohn.

Trauer in Libanon: Die Mutter von Sergeant Robert Ashi, Nada, weint um ihren Sohn.

(Foto: AP)

Nach israelischer Darstellung waren die Soldaten zwischen dem Sicherheitszaun und der blauen Linie, der internationalen Grenze, im Einsatz, also nicht auf libanesischem Territorium. Die internationale Beobachtertruppe UNIFIL bestätigte das nach Untersuchungen vor Ort. Der umstrittene Baum habe sich südlich der blauen Linie, also auf israelischer Seite befunden, sagte Sprecher Andrea Tenenti. Beirut hatte Israel beschuldigt, auf libanesisches Gebiet vorgedrungen zu sein.

Trauer in Israel: Verwandte und Freunde beerdigen den Reserve-Leutnant Dov Harari.

Trauer in Israel: Verwandte und Freunde beerdigen den Reserve-Leutnant Dov Harari.

(Foto: AP)

Das israelische Militär erklärte, lediglich auf dem eigenen Gebiet gewesen und von den Libanesen hinterrücks beschossen worden zu sein. Israel sieht nach Medienberichten einen einzelnen libanesischen Kommandeur als Verantwortlichen für den Ausbruch der Gewalt. Er habe libanesische Scharfschützen angewiesen, das Feuer auf die israelischen Soldaten in Grenznähe zu eröffnen.

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak sagte, die Armee habe mit Mäßigung auf die libanesischen "Provokationen" reagiert. Der Vorfall dürfe nicht zu einer größeren Krise in der Region führen.

Libanon sieht Schuld bei Israel

Trauer in Libanon: Soad, die Ehefrau des Journalisten Abu Assaf Rahal, und seine Söhne Georges und Mazen nehmen Abschied.

Trauer in Libanon: Soad, die Ehefrau des Journalisten Abu Assaf Rahal, und seine Söhne Georges und Mazen nehmen Abschied.

(Foto: AP)

Libanon seinerseits sieht Israel als verantwortlich für die blutige Auseinandersetzung. Ein libanesischer Militärsprecher deutete an, dass sich derartige Zwischenfälle wiederholen könnten. "Wir werden im Falle einer erneuten israelischen Aggression zurückschlagen", sagte er. Der Führer der libanesischen Hisbollah- Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, lobte das Gefecht am Dienstagabend als "heroisch".

Der libanesische Tourismusminister Fadi Abboud rief Touristen aus arabischen und anderen Ländern dazu auf, sein Land weiter zu besuchen. "Es wird keinen Krieg geben", sagte Abboud. Zuvor hatte es Berichte über abreisende Touristen gegeben, die neue Gewalt befürchteten.

Internationale Appelle zur Mäßigung

Die USA, UN und EU hatten die Konfliktparteien nach dem Gefecht zur Mäßigung aufgerufen. Auch der Weltsicherheitsrat kam wegen der neuen Gewalt zu einer außerplanmäßigen Sitzung zusammen. "Die Mitglieder des Sicherheitsrats haben beide Seiten aufgefordert, an der UN-Resolution 1701 festzuhalten", sagte der amtierende Ratsvorsitzende, der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin. Mit der Resolution war der Libanonkrieg 2006 beendet worden.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle rief alle Beteiligten im Nahen Osten zur Besonnenheit auf. Den "radikalen Kräften" müsse entgegengewirkt werden, sagte Westerwelle in Berlin. Man beobachte die Entwicklung im Nahen Osten und die angespannte Lage mit "größter Sorge".

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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